Nastätten befindet sich in der Nähe des romantischen
Mittelrheintals
mit seinen vielen Burgen und
der
Loreley, wo in
meiner Jugend tolle Rockkonzerte stattfanden - eine Tradition die aktuell
wiederbelebt wird! Die Römer hinterließen mit dem
Limes
bleibende Spuren. Das
Obere
Mittelrheintal
wurde am 27.6.2002
in die
Unesco-Liste des
Kultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen, ebenso
nun auch der
Limes als
größtes
Bodendenkmal Europas am 15.7.2005.
Nastätten liegt - darauf möchte ich wegen meines Faibles für Bäume ausdrücklich
hinweisen - an der
Deutschen
Alleenstraße, die mehr als 2500 km lang ist und von Rügen bis zum Bodensee
führt. Eine andere Touristikstraße, die
Oranier-Route erinnert an das
Fürstengeschlecht Oranien-Nassau und verbindet daher das Nassauer Land mit den
Niederlanden. Die Ursprünge des Hauses Nassau liegen nach
neueren Forschungen übrigens ganz in der Nähe von Nastätten, in der "Alten
Burg bei Lipporn", der ältesten Burg - entstanden vermutlich im 10.
Jahrhundert - in unserem wahrlich burgenreichen Landkreis. Ausgehend von der Stadt und dem Haus Nassau findet sich der
Name
Nassau heute in aller Welt, z.B. für die Hauptstadt der Bahamas. Zu Unrecht
- zumindest aus Sicht der Nassauer - bezeichnet
der
Begriff "Nassauer" umgangssprachlich einen Menschen, der gern auf anderer
Leute Kosten lebt, einen Schnorrer also. Die Verbindung zwischen Nassau und
Preußen wurde bereits erwähnt. In der Neujahrsnacht 1813/14 begann der
preußische Feldmarschall
Blücher in
Kaub seinen berühmten Rheinübergang, um Napoleon I. in seinem eigenen Land
weiterzuverfolgen. 1866 kam Nassau zu Preußen, nachdem sich der
Herzog im deutsch-deutschen Krieg an die Seite Österreichs gestellt hatte. Daran
konnte auch der Sieg Nassaus über Preußen am 12. Juli 1866 vor den Toren
Nastättens in der "Schlacht bei Zorn" nichts ändern, denn es handelte sich bei
Licht betrachtet nur um ein für den Kriegsverlauf unerhebliches
Scharmützel.
Nach der Bildung der
preußischen Provinz
Hessen-Nassau 1866 stieg die alte nassauische Residenzstadt
Wiesbaden zur
Weltkurstadt auf. Von der heutigen Kreisstadt und damaligen
"Weltbad" Bad Ems sandte
am 3. Juli 1870 der dort zur Kur weilende preußische König
Wilhelm I. seine berühmte
Emser
Depesche, die bekanntlich zur französischen Kriegserklärung und in der Folge
zur Entstehung des deutschen Kaiserreichs führte.
Nastätten erhielt 1867 ein königlich-preußisches Amtsgericht,
das genau 100 Jahre bestehen sollte. Das Nastätter Mineralwasser "aus dem
Brunnen im Schwall" - 1899 als das gehaltreichste in ganz Nassau
bezeichnet - wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einer englischen Firma
als Tafelwasser unter dem Namen "Sinaro" hauptsächlich nach Großbritannien
und in die britischen Kolonien exportiert ("Sinaro" - natural sparkling mineral
water, bottled at the Sinaro Springs, Nastätten, Prov. Nassau). Abschließend sei erwähnt, dass einige Dörfer der heutigen Verbandsgemeinde
Nastätten zusammen mit etlichen Gemeinden, die heute zu Hessen gehören, nach dem Ersten
Weltkrieg den legendären
Freistaat
Flaschenhals (1919 - 1923: "Nirgends ist es schöner als - in
dem Freista
at Flaschenhals!") bildeten.
Hier in meiner Heimat wurden einige berühmte Persönlichkeiten geboren, wie z.B. der Erfinder des Vier-Takt-Motors, Nicolaus-August Otto (1832 in Holzhausen) oder der Räuberhauptmann Johann Bückler, genannt Schinderhannes (1783 in Miehlen).
Ein großer Sohn Nastättens ist
Wilhelm Nesen (1493 -1524); er war ein gelehrter Humanist, Leiter des ersten
Frankfurter Gymnasiums und ein Freund
und Förderer Martin Luthers.
Schon von Berufs wegen lege ich Wert auf die Feststellung, dass auch bekannte
Verwaltungsbeamte von hier stammen: An erster Stelle muss ich als
Kommunalrechtler natürlich den Begründer der kommunalen Selbstverwaltung, den
Freiherrn vom und zum Stein nennen,
der
1757 in Nassau geboren und nach seinem Tod auf dem
Familienfriedhof im benachbarten Frücht beigesetzt wurde.
Sein politisches Testament vom 24.11.1808 ("Wenn dem Volk alle Teilnahme an den
Operationen des Staates entzogen wird, kommt es bald dahin, die Regierung teils
gleichgültig, teils in einzelnen Fällen in Opposition mit sich zu betrachten")
ist eine ewig aktuelle Mahnung an die jeweils Herrschenden.
Schon im Jahr
1541 war der Bruder des oben
erwähnten Wilhelm Nesen,
Konrad Nesen, Bürgermeister
der bekannten sächsischen Stadt
Zittau im Drei-Länder-Eck zu
Polen und Tschechien geworden.
Aus der jüngeren Vergangenheit ist insbesondere der 1877 in Nastätten
geborene US-Senator
Robert
Ferdinand Wagner zu nennen; er war ein
enger Freund von Franklin D. Roosevelt und ein bedeutender Sozialpolitiker: "Es
sind nicht die Arbeiter, sondern ihre Gegenspieler, die zu viel Macht haben!" Eine
bekannte Schlagzeile über ihn lautet: "Ob man sie nun mag oder nicht, er hat
mehr wichtige und weitreichende Gesetze geschaffen als jeder andere Amerikaner
seit den Tagen der Gründerväter". 1927 ernannte man ihn anlässlich eines Besuchs
in seiner Heimatstadt zum ersten Ehrenbürger Nastättens. Später wetterten die
Nazis gegen den deutschstämmigen US-Senator, weil er die Behandlung der Juden in
Deutschland öffentlich anprangerte. Sein gleichnamiger Sohn,
Robert
F. Wagner junior, war von 1954 bis 1965 Oberbürgermeister von New York und erhielt
bei seinem vierten Besuch 1962 ebenfalls
den
Ehrenbürgerbrief der Stadt Nastätten.
Seit dem Februar 2005 ist der langjährige
Bürgermeister von Nastätten,
Karl-Peter Bruch,
neuer Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz und auch mein
dortiger Kollege im Kommunalrechtsreferat, Hubert Stubenrauch, der ebenfalls
schriftstellerisch tätig ist und zum Kreis der
Herausgeber der KommunalPraxis
Süd-West zählte, wohnt im und stammt aus dem Nassauer Land.
Hubert Stubenrauch ist Mitglied der ministeriellen Fachredaktion "Bürgerbeteiligung
auf kommunaler Ebene in Rheinland-Pfalz". Sein ehemaliger Chef,
Ministerialdirigent a. D. Rudolf Oster, hat übrigens in mehreren Interviews
unmittelbar nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2005 den
Umgang des Landes Rheinland-Pfalz mit seinen Kommunen vor dem Hintergrund der
grassierenden Staatsverschuldung deutlich kritisiert. Die
Oster-Kritik, die auch in anderen Ländern für Aufsehen gesorgt hat,
beinhaltet insbesondere zwei Vorwürfe:
Zum Schluss noch zu einem besonders schönen Zweig der Verwaltung, nämlich der Verwaltung einer Ferienwohnung. Meine ebenso nette wie mehrsprachige Schwägerin, die die meiste Zeit des Jahres in Italien residiert, "managt" ein wirklich sehr hübsches Ferienhäuschen in Kalabrien, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Ein wirklich empfehlenswertes Urlaubsdomizil in "Bella Italia"!
© Ulrich Dressler, 06.12.2008